Die Feldgeschworenen sind eine der ältesten noch existierenden Institutionen der kommunalen Selbstverwaltung in Deutschland. Seit dem Mittelalter übernehmen diese ortsansässigen Ehrenamtlichen eine zentrale Rolle bei der Sicherung und Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen. Doch ihre Aufgaben gehen weit über die bloße Vermessung hinaus. Als Hüter des sogenannten "Siebenergeheimnisses" tragen sie ein besonderes, nur einem kleinen Kreis anvertrautes Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Diese einzigartige Verbindung von Tradition, lokalem Engagement und Geheimwissen verleiht den Feldgeschworenen eine besondere Stellung im modernen Katasterwesen. Trotz technologischer Fortschritte wie GPS-gestützter Vermessung bleibt ihre Funktion in vielen Regionen bis heute unverzichtbar. Ihre Arbeit fördert nicht nur den sozialen Zusammenhalt in den Gemeinden, sondern bewahrt auch ein bedeutendes kulturelles Erbe.
Die Hauptaufgabe der Feldgeschworenen besteht darin, die Grenzsteine zu setzen, zu sichern und zu kontrollieren. Dabei übernehmen sie eine Vielzahl von Tätigkeiten, die sowohl technische Präzision als auch traditionelles Wissen erfordern. Eine ihrer zentralen Aufgaben ist das Versetzen und Erneuern von Grenzsteinen. Wenn Grenzsteine beschädigt sind oder neu gesetzt werden müssen, arbeiten die Feldgeschworenen eng mit den Beamten des Katasteramts zusammen, um die Grenzmarkierungen ordnungsgemäß wiederherzustellen. Darüber hinaus sind sie für die Sicherung von gefährdeten Grenzzeichen verantwortlich. Wenn Grenzmarkierungen durch natürliche Einflüsse wie Erosion oder durch menschliche Eingriffe wie Bauarbeiten bedroht sind, sichern die Feldgeschworenen diese eigenverantwortlich, um die Grenzpunkte vor dem Verlust zu schützen. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Feldgeschworene auch eigenständig handeln, ohne dass eine direkte Mitwirkung des Katasteramts erforderlich ist. Auf Antrag von Grundstückseigentümern oder mit Zustimmung aller betroffenen Parteien dürfen sie Grenzsteine selbstständig versetzen, erneuern oder anpassen. Ein besonderes Merkmal der Arbeit der Feldgeschworenen ist die Wahrung der Tradition des Siebenergeheimnisses. Dieses geheime Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben und beinhaltet die Markierung der Grenzpunkte mit sogenannten Siebenerzeichen. Diese speziellen Zeichen, die aus haltbaren Materialien wie Ton, Glas, Porzellan oder Metall bestehen, werden in den Boden eingebracht und sind nur den Feldgeschworenen bekannt. Diese Tradition, die ursprünglich dazu diente, Grenzverschiebungen zu verhindern, wird bis heute bewahrt und verleiht der Tätigkeit der Feldgeschworenen eine besondere kulturelle Bedeutung.
Das Siebenergeheimnis ist eine der faszinierendsten Traditionen der Feldgeschworenen. Sein Name leitet sich von der Zahl sieben ab, die für die historische Zusammensetzung der Feldgeschworenen-Gruppe steht. Früher bestand das Gremium oft aus sieben Personen.
Was ist das Siebenergeheimnis?
Das Siebenergeheimnis umfasst geheime Techniken zur Kennzeichnung von Grenzsteinen. Wenn ein neuer Grenzstein gesetzt wird, bringen die Feldgeschworenen an der betreffenden Stelle geheime Zeichen an. Diese sogenannten Siebenerzeichen bestehen aus haltbaren Materialien wie gebranntem Ton, Glas, Porzellan oder Metall. Die genaue Form, das Aussehen und die Platzierung dieser Zeichen sind streng geheim. Das Wissen darüber wird ausschließlich mündlich innerhalb des Kreises der Feldgeschworenen weitergegeben. Ziel dieser Maßnahme war es, Grenzverschiebungen zu verhindern. Wurde ein Stein absichtlich oder versehentlich versetzt, konnten die Feldgeschworenen die ursprüngliche Position mithilfe der Siebenerzeichen wiederherstellen.
Auch wenn moderne Vermessungstechnologien wie GPS und digitale Katasterkarten diese Methode heute weitgehend überflüssig gemacht haben, bleibt das Siebenergeheimnis eine lebendige Tradition. Es steht symbolisch für die Bewahrung alten Wissens und wird bis heute mit viel Respekt weitergegeben. Das Siebenergeheimnis erinnert daran, wie wichtig Vertrauen, Erfahrung und der Schutz von Besitzverhältnissen in ländlichen Gemeinden schon in früheren Zeiten waren.
Feldgeschworene arbeiten nicht nur im Auftrag des Katasteramts, sondern haben in bestimmten Fällen auch das Recht, eigenverantwortlich Abmarkungen vorzunehmen. Dabei übernehmen sie eine wichtige Rolle bei der Sicherung und Korrektur von Grundstücksgrenzen. Sie sind berechtigt, Grenzzeichen zu setzen, auszutauschen und anzupassen. Auf Antrag von Grundstückseigentümern dürfen sie beschädigte oder fehlende Grenzsteine erneuern, versetzen und sichern. Voraussetzung dafür ist, dass die Maßnahme mit den betroffenen Grundstückseigentümern abgestimmt ist. Wenn alle betroffenen Grundstückseigentümer zustimmen, dürfen die Feldgeschworenen auch fehlende Grenzzeichen eigenständig wieder einsetzen. Ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeit ist die Präzision bei der Abmarkung. Dabei müssen sie sicherstellen, dass die ursprüngliche Lage der Grenzpunkte zentimetergenau festgestellt wird. Um dies zu gewährleisten, greifen sie auf das geheime Wissen des Siebenergeheimnisses oder auf offizielle Vermessungsunterlagen zurück. Diese Präzision ist von großer Bedeutung, da schon kleinste Abweichungen bei der Positionierung der Grenzzeichen erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können. Die Arbeit der Feldgeschworenen erfordert daher ein hohes Maß an Verantwortung, Sorgfalt und Genauigkeit.
Feldgeschworener zu werden, ist ein besonderes Privileg, das nur wenigen zuteilwird. Dieses traditionelle Ehrenamt, das mit Verantwortung, Vertrauen und dem geheimen Wissen um die Grenzsteinsetzung verbunden ist, folgt klaren Auswahlkriterien und einem festgelegten Verfahren. Die Berufung von Feldgeschworenen erfolgt in der Regel durch den Gemeinderat. Wenn eine Gemeinde beschließt, neue Feldgeschworene zu berufen, werden diese einmalig durch den Gemeinderat gewählt und offiziell bestellt. Dabei handelt es sich nicht um eine zeitlich befristete Aufgabe, sondern um ein Amt auf Lebenszeit. Die Möglichkeit zum Ausscheiden besteht nur unter besonderen Umständen, wie etwa bei einem Wohnortwechsel, altersbedingten Einschränkungen oder gesundheitlichen Gründen, die die Ausübung des Amtes unmöglich machen. Eine weitere Besonderheit des Berufungsverfahrens liegt darin, dass die Wahl neuer Feldgeschworener auch durch die bestehende Gemeinschaft der Feldgeschworenen selbst erfolgt. Scheidet einer ihrer Mitglieder aus, dürfen die verbliebenen Feldgeschworenen aus ihrer Mitte geeignete Nachfolger vorschlagen und wählen. Diese Vorgehensweise sichert die Kontinuität der Tradition und fördert den Erhalt des geheimen Wissens, das innerhalb der Gemeinschaft weitergegeben wird. Um überhaupt in das Ehrenamt des Feldgeschworenen gewählt zu werden, müssen bestimmte persönliche Voraussetzungen erfüllt sein. Ein künftiger Feldgeschworener muss mindestens 21 Jahre alt und in der betreffenden Gemeinde wohnhaft sein. Zudem ist Unparteilichkeit eine unerlässliche Bedingung, da die Aufgabe eine hohe Vertrauenswürdigkeit erfordert. Feldgeschworene agieren an der Schnittstelle zwischen Nachbarn, Grundstückseigentümern und der öffentlichen Verwaltung – eine neutrale Haltung ist daher unabdingbar.
Obwohl die Tätigkeit des Feldgeschworenen als Ehrenamt ausgeübt wird, gibt es eine finanzielle Anerkennung in Form einer Aufwandsentschädigung. Diese Entschädigung dient dazu, den zeitlichen und physischen Aufwand, der mit der Ausübung der Tätigkeit verbunden ist, zu honorieren. Die Höhe der Entschädigung wird in Bayern vom Kreistag oder – in kreisfreien Städten – vom Stadtrat festgelegt. Bis Juni 2012 erhielten Feldgeschworene in München beispielsweise 12,80 Euro pro angefangener Stunde. Um die Attraktivität des Ehrenamtes zu erhöhen und Bürgerinnen und Bürger zur Übernahme dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu motivieren, wurde die Vergütung später auf 18,00 € pro Stunde angehoben. Diese Anhebung sollte nicht nur als finanzielle Wertschätzung verstanden werden, sondern auch als eine Maßnahme zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Indem die Kommunen die Arbeit der Feldgeschworenen besser honorieren, wollen sie sicherstellen, dass auch in Zukunft genug Bürger bereit sind, sich dieser wichtigen Aufgabe zu widmen.
Innerhalb der Gemeinschaft der Feldgeschworenen gibt es eine klare hierarchische Struktur. An der Spitze steht der Obmann, der von einem Stellvertreter unterstützt wird. Beide Positionen werden von den Feldgeschworenen aus ihrer eigenen Mitte gewählt. Diese Führungsrollen sind von großer Bedeutung, da sie für die Organisation der Gemeinschaft sowie für die Wahrung der Traditionen und des geheimen Wissens verantwortlich sind. Der Obmann fungiert als zentrale Ansprechperson für Behörden wie das Katasteramt, das Vermessungsamt und die Gemeindeverwaltung. In dieser Funktion ist er das Bindeglied zwischen den Feldgeschworenen und den öffentlichen Stellen. Er leitet die Kommunikation mit den zuständigen Ämtern und koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Beteiligten. Darüber hinaus übernimmt der Obmann die organisatorische Leitung der Feldgeschworenen. Er plant und koordiniert die Einsätze der Mitglieder und teilt die anstehenden Aufgaben zu. Wenn eine Abmarkung oder eine Grenzsicherung erforderlich ist, sorgt er dafür, dass die Feldgeschworenen rechtzeitig informiert werden und dass der Ablauf reibungslos erfolgt. Dabei muss er sicherstellen, dass die Vorgaben des Katasteramts und die rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Eine weitere zentrale Aufgabe des Obmanns besteht in der Verantwortung für die Wahrung des sogenannten Siebenergeheimnisses. Dieses geheime Wissen, das nur den Feldgeschworenen bekannt ist, muss geschützt und über Generationen hinweg weitergegeben werden. Der Obmann trägt die Verantwortung dafür, dass dieses Wissen nicht nach außen dringt. Durch die Einhaltung dieser Tradition wird das kulturelle Erbe der Feldgeschworenen bewahrt. Der Obmann übernimmt somit eine Leitungs- und Kontrollfunktion, die sowohl organisatorische als auch repräsentative Aufgaben umfasst. Er sorgt für den ordnungsgemäßen Ablauf der Abmarkungen, gewährleistet die Zusammenarbeit mit den Behörden und bewahrt das traditionelle Wissen der Gemeinschaft. Der Stellvertreter des Obmanns übernimmt dessen Aufgaben, wenn der Obmann verhindert ist, und unterstützt ihn in seiner Arbeit.
Trotz der Fortschritte in der Vermessungstechnik – wie der Einsatz von GPS und digitalen Vermessungssystemen – bleibt die Arbeit der Feldgeschworenen auch in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Insbesondere in ländlichen Regionen, in denen die genauen Grenzverläufe nicht immer eindeutig dokumentiert sind, spielt die lokale Expertise der Feldgeschworenen eine wichtige Rolle. Ihre Ortskenntnis und ihr Wissen über historische Grenzmarkierungen sind häufig unverzichtbar, wenn es darum geht, strittige Grundstücksgrenzen zu klären. Ein wesentlicher Grund für die anhaltende Relevanz der Feldgeschworenen ist der Erhalt der Rechtssicherheit. In vielen Fällen sind die genauen Grenzverläufe in ländlichen Gebieten nicht klar dokumentiert oder haben sich über die Jahre verschoben. Hier können die Feldgeschworenen durch ihre historische Kenntnis zur Klärung der Grundstücksgrenzen beitragen. Ihr Wissen über die alten Grenzsteine und das Siebenergeheimnis ermöglicht es ihnen, frühere Grenzverläufe zu rekonstruieren und so Rechtsstreitigkeiten beizulegen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Vertrauen, das die Bevölkerung in die Feldgeschworenen setzt. Da es sich bei ihnen um ortsansässige Bürger handelt, genießen sie das Vertrauen der lokalen Gemeinschaft. Im Falle von Streitigkeiten über Grundstücksgrenzen treten sie als neutrale Vermittler auf. Ihre Unparteilichkeit und ihr Ansehen in der Gemeinde verleihen ihnen eine wichtige Rolle als Schlichter. Da die Feldgeschworenen unabhängig agieren und keinem wirtschaftlichen oder politischen Druck unterliegen, werden ihre Entscheidungen von den betroffenen Grundstückseigentümern häufig akzeptiert. Neben ihrer praktischen Funktion sind die Feldgeschworenen auch Bewahrer eines besonderen kulturellen Erbes. Die Pflege des Siebenergeheimnisses hat heute weniger eine praktische als eine kulturelle und historische Bedeutung. Die Weitergabe dieses geheimen Wissens von einer Generation zur nächsten symbolisiert die Verbindung zur Vergangenheit und zeigt, wie tief das alte Wissen mit der regionalen Identität verknüpft ist. Diese Tradition zu wahren, gilt als Ausdruck von Heimatverbundenheit und Wertschätzung gegenüber den Bräuchen der Vorfahren.
Was ist die Aufgabe von Feldgeschworenen?
Feldgeschworene sichern und überwachen Grenzsteine, helfen bei Vermessungen und lösen Streitigkeiten über Grundstücksgrenzen. Sie arbeiten eng mit dem Vermessungsamt und den Grundstückseigentümern zusammen.
Warum heißen Feldgeschworene Siebener?
Der Name „Siebener“ kommt von der früher üblichen Anzahl von sieben Feldgeschworenen pro Gemeinde. Die Zahl hatte symbolischen Charakter für Zuverlässigkeit und Vollständigkeit.
Was verdient ein Feldgeschworener?
Feldgeschworene erhalten keine festen Gehälter, sondern nur eine geringe Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeit. Diese wird von der Gemeinde oder dem Vermessungsamt bezahlt, üblich sind 18 Euro je Stunde.
Ist Feldgeschworener ein Ehrenamt?
Ja, die Tätigkeit als Feldgeschworener ist ein Ehrenamt und wird meist aus Verbundenheit zur Gemeinde und aus Tradition übernommen.
In welchen Bundesländern gibt es Feldgeschworene?
Feldgeschworene gibt es vor allem in Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Teilen Hessens. In anderen Bundesländern ist das Amt wenig verbreitet.
Wie wird man Feldgeschworene?
Man wird von der Gemeinde vorgeschlagen und gewählt, anschließend legt man einen Eid ab. Erfahrung und Ortskenntnisse sind wichtig, eine spezielle Ausbildung ist nicht nötig. Teilweise wird auch mit Zeitungsannoncen nach Bewerbern gesucht.
Wer trägt die Kosten der Abmarkung?
Die Kosten der Abmarkung trägt in der Regel der Antragsteller, meistens der Grundstückseigentümer oder ein beteiligter Käufer/Verkäufer.
Kann ich mit dem Handy Grenzsteine finden?
Ja, mit speziellen GPS-Apps oder Kartenmaterial ist das möglich, jedoch ist die Genauigkeit begrenzt. Bei Unsicherheiten sollte ein Vermessungsamt konsultiert werden.
Wieso kommt das Vermessungsamt?
Das Vermessungsamt wird gerufen, um Grundstücksgrenzen zu vermessen, Grenzstreitigkeiten zu klären oder neue Grenzpunkte zu setzen. Es sorgt für Rechtssicherheit bei Grundstücksfragen.
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